Krebs, Alzheimer, Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Welche Risiken drohen beim Einatmen von Bremsstaub?
Insbesondere bei bereits geschwächten Personen kann der eingeatmete Bremsstaub bestehende Lungen- und Atemwegserkrankungen noch verschlimmern. Studien weisen auf weitere Gesundheitsrisiken dieser bislang verkannten Gefahr hin.
Im November 2022 stellte die Europäische Kommission die neue Abgasnorm Euro 7 vor, die nach der Abnahme durch das Europäische Parlament am 1. Juli 2025 in Kraft treten soll. In einer historischen Entscheidung soll sie erstmals auch die durch das Bremsen von Fahrzeugen entstehenden Feinstaubpartikel regulieren. Das Ziel: die Reduzierung der Luftverschmutzung, die in Europa Jahr für Jahr zu 238.000 vorzeitigen Todesfällen führt. Die mikroskopisch kleinen Bremsstaubpartikel (< 10 µm) dringen ungehindert in die Atemwege ein und leiten mitunter auch weitere Schadstoffe in den Körper. Isabella Annesi-Maesano, Professorin für Umweltepidemiologie an der Universität Montpellier, Forschungsdirektorin an der Forschungseinrichtung INSERM und stellvertretende Direktorin des Instituts Desbrest für Epidemiologie und öffentliche Gesundheit, erklärt: „Vorrangig ist es die metallische Zusammensetzung, die diese Partikel so gefährlich macht.” „Bremsbeläge bestehen zu 80 % aus metallischen Bestandteilen – in erster Linie Eisen, aber auch Kupfer, Zink, Aluminium und Silizium. Die verbleibenden 20 % sind organische Stoffe auf Kohlenstoffbasis”, so Jean-François Berret, Forschungsdirektor des französischen Wissenschaftszentrums CNRS an der Université Paris-Cité. „Metalle sind besonders problematisch, da die Metallatome in ihrer ionisierten Form positiv geladen sind. Sobald diese Metallionen in unsere Lunge eindringen, reagieren sie verstärkt mit unseren in der Regel negativ geladenen Lipiden, Proteinen und Zellen”, so Berret weiter.
Welche Risiken für Atemwege und Lunge?
Eine wiederholte und langfristige Exposition birgt gesundheitsgefährdende Risiken – insbesondere für Anwohner von stark befahrenen Straßen und die Autofahrer selbst. Ist der Organismus regelmäßig dem Bremsstaub ausgesetzt, können die Partikel das Immunsystem schwächen, Entzündungen verursachen, zu Atemwegs- und Lungenerkrankungen wie Asthma, Bronchitis und Lungenentzündungen führen und die Lunge dauerhaft schädigen.
Weitere wissenschaftlich untersuchte Krankheitsbilder
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass eine längere Exposition gegenüber Bremspartikeln noch weitere gesundheitliche Risiken bergen könnte – darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen und neurodegenerative Erkrankungen. So zeigt eine in den USA durchgeführte Studie, dass der Bremsstaub ein ursächlicher Faktor für die ischämische Herzkrankheit (unzureichende Sauerstoffversorgung des Herzmuskels) ist. Eine 2019 in Mexiko-Stadt durchgeführte Studie stellt fest, dass das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen – vornehmlich Alzheimer und Parkinson – durch die Exposition gegenüber magnetischem Feinstaub aus Abrieb erhöht wird. „Diese Ergebnisse sind von großer Bedeutung.
>> Weitere Informationen zu den Gesundheitsrisiken der Luftverschmutzung finden Sie in unserem Whitepaper „Luftverschmutzung und Bremsstaub: die Risiken für unsere Gesundheit”